6. November 2012
Kein Computer- und Videospiel kommt in Deutschland an der USK vorbei. Ob weiß, gelb, grün blau oder rot – hier werden die bekannten Sticker verteilt und hier wird entschieden, wie alt ein Kind oder ein Jugendlicher sein muss, um die einzelnen Videogames kaufen und spielen zu dürfen. Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) ist zuständig für die Prüfung aller digitalen Games und vergibt nach einem Prüfverfahren mit Jugendschutz-Sachverständigen eine entsprechende Alterskennzeichnung, die in Verkauf und Verleih nach unserem Jugendschutzgesetz bindend ist. Fünf verschiedene Einstufungen gibt es, von „Ohne Altersbeschränkung“, „Ab 6 Jahren“ über „Ab 12 Jahren“, „Ab 16 Jahren“ bis zu „Keine Jugendfreigabe“. Wir haben den Spieletestern oder Sichtern, wie sie hier bei der USK genannt werden, einen Tag lang über die Schulter geschaut.
Der Tag eines Spieletesters beginnt ganz individuell um 12 Uhr, 16 Uhr oder bei Bedarf auch um 2 Uhr morgens in der Torstraße, mitten in im Zentrum von Berlin, kaum ein Steinwurf vom Alexanderplatz entfernt. Ihre Testzeiten können die ehrenamtlichen Mitarbeiter jederzeit selbständig planen. Auf dem Weg zum Testraum geht es vorbei am Heiligtum der USK, dem großen Spielearchiv. Hier stehen tausende Games in Regalreihen hoch bis zur Decke gestapelt. Platz für weiteren Nachschub in diesem Jahr ist eigentlich nicht zu entdecken „Das ist wohl weltweit das größte Archiv seiner Art“, erklärt stolz Felix Falk, der Geschäftsführer der USK und zeigt ein altes „Leisure Suit Larry“-Game aus dem Regal mit den historischen Highlights, das seinerzeit noch mit einem Stapel Disketten auf einem Computer installiert werden musste. Hier möchte jeder Spieler gerne einmal mit seinen Konsolen ein paar Tage eingesperrt sein. Aber mehrere Sicherheitsschranken verhindern dies natürlich. Deshalb wird auch nach mir wieder ordentlich abgeschlossen. Von den knapp 20.000 Titeln steht ohnehin nur die Hälfte hier in den Regalen, die anderen mussten aus Platzgründen schon ausgelagert werden. Weiter geht es im Rundgang der vierten Etage der modernen Geschäftsstelle zu Marek Brunner, dem Leiter des Testbereichs. Er war 1994 der erste Spieletester bei der USK und ist nun seit neun Jahren hier fest angerstellt. Über den Schreibtisch in seinem Büro gehen alle Datenträger, die die Publisher einreichen. Sie werden zunächst grob angetestet, um festzustellen, ob diese frühen Beta-Versionen überhaupt spielbar sind oder sie müssen hier auf die Datenträger der verschiedensten Konsolen, wie Cartridges für Nintendos DS gebrannt werden. Probleme gibt es häufig mit unfertigen Titeln. Das ärgert die Sichter, wenn sie beispielsweise den Bossgegner nicht finden können, weil er gar nicht da ist oder weil er einfach nur dumm rumsteht und sich verprügeln lässt.
Zwei bis vier Spiele pro Woche
Erst anschließend gehen die Games zu den Spielestern. Der Testraum steht voller Monitore. Hier gibt es von hochleistungsfähigen PCs, PlayStations, Xboxen bis hin zu Gitarre oder Schlagzeug alles was man braucht um die ganze Bandbreite der Videogames gründlich testen zu können. Neben den üblichen Drehstühlen gibt es aber auch bequeme Sitzsäcke, auf denen man viele Stunden daddeln kann. Insgesamt arbeiten acht ehrenamtliche Tester für die USK. In extremen Zeiten, wie beispielsweise vor der Gamescom, könnten aber noch weitere hinzugezogen werden. Die Titel werden den einzelnen Sichtern zwar zugeteilt, aber jeder kann natürlich seine Wünsche und Vorlieben äußern, wenn sie nicht ohnehin schon bekannt sind. Wichtig ist aber, das sich keiner nur auf ein Genre beschränkt ist. „Bei den verschiedenen Spielserien“, erklärt Marek, „sind wir doch schon bemüht, dass der gleiche Tester die einzelnen Teile prüft. Schließlich geht es hier ja auch um Wissen aus dem Vorgänger, die Inhalte oder das Gameplay.“ Zwei bis vier Spiele, je nach Umfang der Games, bekommt jeder Tester pro Woche. Wann er mit seinem Test anfängt, ist ihm überlassen, aber bis zum Prüfungstermin muss er fertig sein. Mit einem eigenen Schlüssel hat er ohnehin zu jeder Zeit Zugang zum Testraum. Da kann man am Nachmittag kommen oder auch mal eine Nacht durchmachen. Es ist auch schon vorgekommen, dass einer hier auf der kleinen Couch übernachtet hat. Schließlich kann so ein Test sich über 4 bis 80 Stunden ganz schön in die Länge ziehen.
Prüfen bis der Bericht fertig ist
Jeder Titel muss vom Anfang bis zum Ende durchgespielt werden. Bei umfangreichen Games heißt das, der Tester muss zur Not viele Stunden Spielzeit aufbringen und am Ende alles in einer Stunde zusammenfassen, denn so viel Zeit hat er dann schließlich für die Präsentation vor dem Gutachter-Gremium. Es gibt aber auch kleinere Games, die man schon in vier Stunden durchgespielt hat. Vier oder 80 Stunden, ob der kurze Titel für den Sichter Glück ist, das ist relativ. Denn in jedem Tester steckt trotzdem immer noch ein Spieler und der hat auch bei 80 Stunden Spaß, wenn der Titel gut ist. Wichtig ist aber, dass man beim Testen auf die Jugendschutz-Aspekte achtet und da machen die Sichter dann auch schon einmal die absurdesten Experimente wie, was passiert wenn ich den vom höchsten Dach schmeiße oder gibt es ein Achievement, wenn man vorwärts und rückwärts über eine Person fährt? „Hier haben wir einige der besten Spieler,“, betont Marek, „die Sachen sehen, die im Youtube-Video erst einen Monat nach dem Release auftauchen. Die durchleuchten die Spiele schon sehr genau und das ist ja eben ihre Aufgabe.“ Das heißt dann oft genug auch Nachtarbeit. „Dann sitzen die hier und zocken ihre Horrorspiele“ erklärt Marek verschmitzt, „dann kommt der nächste, fasst ihm auf die Schulter und der Tester geht an die Decke. Das hatten wir auch schon.“ Ziel des stundenlanges Testens ist zunächst ein Prüfbericht. Hier hält der Sichter auf zwei Seiten seine Eindrücke zur Story, zum Gameplay sowie zu für den Jugendschutz relevanten Aspekten fest. Eine Grafik verdeutlicht zudem die Verteilung der Anteile von Gewalt, Rätsel oder Sprache im Spiel. Aber einen Vorschlag für die Einstufung macht der Sichter nicht.
Der Tag der Entscheidung
Jeweils Dienstag und Mittwoch stehen 10 bis 20 Prüfungsberatungen an. Dann müssen die Tester das Ergebnis ihres Tests vier Sachverständigen und einem staatlichen Vertreter präsentieren. Sie zeigen ihnen das Intro, ein mögliches Tutorial und präsentieren mindestens eine Mission aus dem Spiel. Dabei müssen sie gleichzeitig spielen, die wichtigsten Aspekte des Gameplays erklären und Fragen beantworten. Da kommen dann Fragen wie, kann man auf am Boden liegende Personen schießen oder kann man die Hühner wegtreten? Was ist das Schlimmste, was der Charakter sagen kann? Die Gutacher sehen das ganze Geschehen auf ihren eigenen Monitoren, manchmal spielen sie auch selbst mit. Das kommt zwar selten vor, aber das gibt es vor allem bei Rennspielen oder Beat ´em ups. Der Sichter beendet die Präsentation dann meistens mit einem spektakulären Bosskampf oder mit dem Multiplayer-Modus und anschließend beginnt die Beratung im Gremium. Anhand des schriftlichen Berichts und der Präsentation müssen sie nun die Alterseinstufung festlegen. „Das sind anstrengende Tage“, sagt Marek, „aber wir bemühen uns zu mischen, damit die Berater nicht drei Rennspiele oder sechs Shooter hintereinander sehen müssen.“ Kommt das Gremium zu keinem eindeutigen Ergebnis oder legt der staatliche Vertreter sein Veto ein, dann muss das Prüfverfahren noch einmal wiederholt werden und es kommt zu einem neuen Prüftermin mit einem Gremium aus anderen Sachverständigen. „Doch das geschieht nur in zwei Prozent der Fälle“, versichert Felix Falk und „dabei halten sich die Einsprüche der Staatlichen Vertreter mit denen der Publisher die Waage .“
Wie wird man Spieletester?
Derzeit sind alle acht Stellen für die Sichter besetzt. Zwei von ihnen sind junge Frauen und wenn es nach Marek geht, dann könnte sich der Anteil ruhig noch weiter erhöhen. Jeder junge Erwachsene kann sich natürlich selbst bei der USK bewerben. Von Zeit zu Zeit gibt es auch Ausschreibungen in Fachzeitschriften oder Foren im Internet. Was muss ein Sichter für die USK eigentlich mitbringen? „Er muss natürlich mindestens 18 Jahre alt und loyal sein. Er muss gute Deutschkenntnisse haben und auch die englische Sprache beherrschen“, umreißt Marek einen Teil der Anforderungen. „Er sollte aber auch gut koordinieren können, eine komplexe Präsentation beherrschen und vor allem muss er verschwiegen sein.“ Natürlich, die Games landen teilweise lange vor ihrer Veröffentlichung im Testraum. Während die Fachpresse noch orakelt wie sich der kommende Hit wohl spielen wird, haben die Sichter schon längst ihre Finger am Controller. Aber sie dürfen keinem davon berichten, denn ansonsten wäre ihre Arbeit bei der USK sofort beendet. Ganz schön schwierig. Bewerber gibt es trotzdem immer sehr viel. Den ganzen Tag spielen zu dürfen, wer wünscht sich das nicht. „Viele von uns hätten den Job auch umsonst gemacht“, erzählt Marek, „schon wegen des Gefühls zocken, zocken, zocken mit Spielen, der erst noch auf den Markt kommen werden“. Die Bewerbungen kommen aus ganz Deutschland, aber wenn es geklappt hat, dann muss man mit seinem Koffer schon nach Berlin, weil man tagelang im Testraum sitzt. Denn nicht nur die Informationen, erst recht keine Spieltitel verlassen die Räume der USK.
Hat ein Sichter auch einmal Urlaub?
„Wir sind da relativ unabhängig“, sagt Tester Paul, „wir können also nicht gezwungen werden, in der nächsten Woche drei Titel zu machen.“ „In gemeinsamen Besprechungen oder auch per Smartphone planen wir die zukünftige Arbeit“, erklärt Marek, „wenn einer der Sichter mal ein paar Tage frei haben will oder er vor einer wichtigen Klausur steht und deshalb Zeit braucht, dann können wir das so organisieren. Die Sichter tragen dann in den Kalender ein, dass Paul beispielsweise 3 Titel nimmt, Katha keinen, Felix bitte nur einen kleinen. Und danach müssen wir planen. Wir wollen natürlich nicht, dass sie ausgepowert in der Ecke liegen.“ Die Arbeit eines Sichters ist ehrenamtlich. Die meisten von ihnen sind Studenten. Mit ihrer Arbeit für die USK können sie nicht reich werden. Aber sie erhalten eine kleine Aufwandsentschädigung von rund 40 Euro pro Spieletest. „Egal, denn die Arbeit macht Spaß“, versichert der Spieletester Paul. „Wer hat sonst schon die Möglichkeit Games zu spielen, die bisher noch keiner kennt.“ Gut, manchmal wird von den Publishern auch schon ein Spielverderber vorgelegt, bei dem sich die Arbeit quälend hinzieht. Aber das ist halt so wie im richtigen Leben, in einer Kiste Orangen steckt auch mal eine angefaulte.
Fazit: USK-Spieletester zu sein, das ist eine anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe. Die Alterseinstufung ist nicht nur für die Industrie und den Abverkauf wichtig, sondern gerade in Deutschland auch für den Jugendschutz der Spieler. Allerdings ist die Herangehensweise eine völlig andere als beim klassischen Spiele-Redakteur: Nicht der Spielspaß, technische Faktoren, die Story und das Gameplay stehen im Vordergrund, sondern vor allem Kriterien des Jugendschutzes, damit das Prüfungsgremium entscheiden kann, in welche Alterskategorie ein Titel gehört.
USK
Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) sorgt als Institution der Computerspielverbände dafür, dass eine laut Jugendschutzgesetz erforderliche Alterskennzeichnung für Videospiele durch ein Gremium aus Jugendsachverständigen und staatlichen Vertretern erfolgen kann. Die USK hat seit ihrer Gründung im Jahr 1994 bei über 30.000 Titeln eine Prüfung durchgeführt. In den Berliner Büros arbeiten 11 feste Mitarbeiter und acht Spieletester. Für die Prüferfahren werden 56 Jugendschutz-Sachverständige und zwei staatliche Vertreter hinzugezogen. Die Sachverständigen werden durch einen Beirat aus Vertreterinnen und Vertretern der Kirchen und Medienpädagogik, des Bundesfamilienministeriums, der Landesjugendbehörden, der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPJM), der Jugendorganisationen, der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) sowie der Computerspielwirtschaft bestimmt. Träger der USK ist die „Freiwillige Selbstkontrolle Unterhaltungssoftware GmbH“. Die gemeinnützige GmbH wird von der Spielewirtschaft durch Prüfgebühren für die eingereichten Spiele finanziert.
Felix Falk über die USK
Wie viele Spiele testet die USK in einem Jahr?
Insgesamt gibt es ungefähr 2.800 Verfahren in einem Jahr. Zieht man davon die Trailer, die Heft-CDs sowie die Titel-Dopplungen für unterschiedliche Konsolen ab, dann sind das zirka 1.0300 Computerspiele in einem Jahr, die hier ein Testverfahren durchlaufen. Insgesamt haben seit 1994 über 3.0000 Titel nach einem Prüfverfahren eine Alterseinstufung bekommen.
Wie hoch ist die Anzahl abgelehnter Games?
in 2011 bekamen 0,5 Prozent der eingereichten Spiele keine Kennzeichnung., Das entspricht weniger als 10 Spielen Die Kennzeichnung „ab 18“ bekamen 6,2 Prozent der Spiele.
Haben Publisher, Politik oder BPJM schon Druck auf die USK ausgeübt?
Vor einigen Jahren war der Druck zum Teil sehr stark. Als Selbstkontrolle sind wir eine Art Puffer zwischen der Spieleindustrie und den Staatlichen Institutionen des Jugendschutzes. Beide Seiten stehen voll und ganz hinter dem System, auch wenn es vorkommt, dass eine Seite mal sagt, wir sind es gäbe zu viel Jugendschutz, während die andere meint, es sei vielleicht zu wenig. Ich finde das ist im Zweifel aber eher eine Bestätigung für die Ausgewogenheit und zeigt, dass das System im Grunde sehr gut funktioniert.
Ist die Alterskontrolle im Handel Ihrer Meinung nach wirksam?
Nach unserer Wahrnehmung klappt die Kontrolle in der Fläche gut. Die großen Märkte wie Saturn oder Media Markt achten sehr darauf, dass Ausweise kontrolliert werden. Ob es in jedem kleinen Laden um die Ecke auch so funktioniert ist schwer zu sagen. Darauf müssen die örtlichen Ordnungsämter achten, die bei Verstößen gegen die Händler hohe Geldstrafen verhängen können.
Inzwischen werden auch Online-Angebote durch die USK geprüft, mit großer Resonanz?
Die Online-Prüfung basiert auf einem anderen Gesetz und ist rein freiwillig. Derzeit haben wir viel mit der grundlegenden Beratung der Unternehmen zu tun, da noch viele Fragen offen sind. Aber wir freuen uns, dass das Interesse der Anbieter, Ungewissheiten beim Jugendschutz zu beseitigen, da ist.
Warum gibt es zwischen den USK- und den im anderen Europa üblichen PEGI-Wertungen manchmal große Unterschiede?
Grund dafür ist nicht nur unser spezifisches Jugendschutzgesetz gerade im Bereich „18“ und Indizierung. Hierzulande sind die USK-Kennzeichen für den Handel bindend. Die PEGI-Wertung ist nur eine Empfehlung. Außerdem gibt es sehr unterschiedliche Kriterien. Bei uns werden beispielsweise Gewalt und Kriegsthematik anders bewertet als im Rest von Europa oder auch den USA. Dafür sind bei uns sexuelle Anspielungen oder Kraftausdrücke nicht so große Themen wie bei PEGI.
Steckbrief:
Felix Falk wurde am 31. Juli 1979 in Wismar geboren. Er studierte Musikwissenschaft, Politikwissenschaft sowie Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Liverpool und Berlin. Von 2004 bis 2009 leitete er das Büro der Vorsitzenden des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag. Seit November 2009 ist Felix Falk Geschäftsführer der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Im Nebenberuf ist er als Saxophonist aktiv.
Testerchef Marek Brunner
Was muss ein Spieletester für den Job mitbringen?
Ein Sichter muss natürlich erwachsen sein. Er muss loyal, vor allem verschwiegen sein und sich sehr gut im Gamesbereich gut auskennen. Was wir nicht brauchen, sind Hardcore-Gamer, die nächtelang immer nur das eine Genre spielen wollen. Bei uns zählt Vielseitigkeit.
Gibt es Richtlinien, die bei einem Test beachtet werden müssen?
Natürlich müssen die Tester ihre Einschätzungen nach bestimmten Kategorien treffen. Dafür haben wir unsere „Sichterbibel“, in der unter anderem festgelegt ist, wie welches Genre zu sichten ist. Zum Beispiel, ob man auf Zivilisten schießen, Rot-Kreuz-Zelte abbrennen oder ob man mit einem Wagen über Menschen fahren kann. Alle unsere Erfahrung sind hier eingeflossen, so dass sich zu jedem Genre 4 bis 10 Punkte ergeben, worauf man ein besonderes Augenmerk haben sollte.
Können Publisher tricksen, um ihren Titel durchzubringen?
Theoretisch schon, aber im Endeffekt haben sie nichts davon. Denn nach der Veröffentlichung gibt es viele Testberichte und Testvideos im Web, die alles zeigen. Eine Trickserei würde ihnen dann doch Probleme bringen. Die Anbieter haben wenig Interesse, dass sie ihr Spiel wegen einer falschen Altersangabe wieder komplett vom Markt nehmen müssen. Deshalb müssen uns die Publisher auf problematische Stellen aufmerksam machen.
Hat man in der Freizeit auch noch Lust auf Spiele?
Aber na klar. Nur manchmal ertappt sich man sich dabei, dass man anders spielt als der übliche Spieler. Wie bei einer Berufskrankheit achtet man auf alle Details.
Steckbrief:
Marek Brunner wurde 1975 in Potsdam geboren. Er ist Diplom-Medieninformatiker und wurde 1994 der erste Spieletester der USK. 2003 übernahm er die Leitung des gesamten Testbereichs. Zu seinen Aufgaben gehören die Koordination des Bereichs, die technische Vorbereitung der Spiele, die Einarbeitung und Auswahl der Sichter und die Qualitätssicherung der Spielpräsentationen. (Games-Guide, März 2012)
6. November 2012
Den ganzen Tag nur spielen?
Kein Computer- und Videospiel kommt in Deutschland an der USK vorbei. Ob weiß, gelb, grün blau oder rot – hier werden die bekannten Sticker verteilt und hier wird entschieden, wie alt ein Kind oder ein Jugendlicher sein muss, um die einzelnen Videogames kaufen und spielen zu dürfen. Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) ist zuständig für die Prüfung aller digitalen Games und vergibt nach einem Prüfverfahren mit Jugendschutz-Sachverständigen eine entsprechende Alterskennzeichnung, die in Verkauf und Verleih nach unserem Jugendschutzgesetz bindend ist. Fünf verschiedene Einstufungen gibt es, von „Ohne Altersbeschränkung“, „Ab 6 Jahren“ über „Ab 12 Jahren“, „Ab 16 Jahren“ bis zu „Keine Jugendfreigabe“. Wir haben den Spieletestern oder Sichtern, wie sie hier bei der USK genannt werden, einen Tag lang über die Schulter geschaut.
Der Tag eines Spieletesters beginnt ganz individuell um 12 Uhr, 16 Uhr oder bei Bedarf auch um 2 Uhr morgens in der Torstraße, mitten in im Zentrum von Berlin, kaum ein Steinwurf vom Alexanderplatz entfernt. Ihre Testzeiten können die ehrenamtlichen Mitarbeiter jederzeit selbständig planen. Auf dem Weg zum Testraum geht es vorbei am Heiligtum der USK, dem großen Spielearchiv. Hier stehen tausende Games in Regalreihen hoch bis zur Decke gestapelt. Platz für weiteren Nachschub in diesem Jahr ist eigentlich nicht zu entdecken „Das ist wohl weltweit das größte Archiv seiner Art“, erklärt stolz Felix Falk, der Geschäftsführer der USK und zeigt ein altes „Leisure Suit Larry“-Game aus dem Regal mit den historischen Highlights, das seinerzeit noch mit einem Stapel Disketten auf einem Computer installiert werden musste. Hier möchte jeder Spieler gerne einmal mit seinen Konsolen ein paar Tage eingesperrt sein. Aber mehrere Sicherheitsschranken verhindern dies natürlich. Deshalb wird auch nach mir wieder ordentlich abgeschlossen. Von den knapp 20.000 Titeln steht ohnehin nur die Hälfte hier in den Regalen, die anderen mussten aus Platzgründen schon ausgelagert werden. Weiter geht es im Rundgang der vierten Etage der modernen Geschäftsstelle zu Marek Brunner, dem Leiter des Testbereichs. Er war 1994 der erste Spieletester bei der USK und ist nun seit neun Jahren hier fest angerstellt. Über den Schreibtisch in seinem Büro gehen alle Datenträger, die die Publisher einreichen. Sie werden zunächst grob angetestet, um festzustellen, ob diese frühen Beta-Versionen überhaupt spielbar sind oder sie müssen hier auf die Datenträger der verschiedensten Konsolen, wie Cartridges für Nintendos DS gebrannt werden. Probleme gibt es häufig mit unfertigen Titeln. Das ärgert die Sichter, wenn sie beispielsweise den Bossgegner nicht finden können, weil er gar nicht da ist oder weil er einfach nur dumm rumsteht und sich verprügeln lässt.
Zwei bis vier Spiele pro Woche
Erst anschließend gehen die Games zu den Spielestern. Der Testraum steht voller Monitore. Hier gibt es von hochleistungsfähigen PCs, PlayStations, Xboxen bis hin zu Gitarre oder Schlagzeug alles was man braucht um die ganze Bandbreite der Videogames gründlich testen zu können. Neben den üblichen Drehstühlen gibt es aber auch bequeme Sitzsäcke, auf denen man viele Stunden daddeln kann. Insgesamt arbeiten acht ehrenamtliche Tester für die USK. In extremen Zeiten, wie beispielsweise vor der Gamescom, könnten aber noch weitere hinzugezogen werden. Die Titel werden den einzelnen Sichtern zwar zugeteilt, aber jeder kann natürlich seine Wünsche und Vorlieben äußern, wenn sie nicht ohnehin schon bekannt sind. Wichtig ist aber, das sich keiner nur auf ein Genre beschränkt ist. „Bei den verschiedenen Spielserien“, erklärt Marek, „sind wir doch schon bemüht, dass der gleiche Tester die einzelnen Teile prüft. Schließlich geht es hier ja auch um Wissen aus dem Vorgänger, die Inhalte oder das Gameplay.“ Zwei bis vier Spiele, je nach Umfang der Games, bekommt jeder Tester pro Woche. Wann er mit seinem Test anfängt, ist ihm überlassen, aber bis zum Prüfungstermin muss er fertig sein. Mit einem eigenen Schlüssel hat er ohnehin zu jeder Zeit Zugang zum Testraum. Da kann man am Nachmittag kommen oder auch mal eine Nacht durchmachen. Es ist auch schon vorgekommen, dass einer hier auf der kleinen Couch übernachtet hat. Schließlich kann so ein Test sich über 4 bis 80 Stunden ganz schön in die Länge ziehen.
Prüfen bis der Bericht fertig ist
Jeder Titel muss vom Anfang bis zum Ende durchgespielt werden. Bei umfangreichen Games heißt das, der Tester muss zur Not viele Stunden Spielzeit aufbringen und am Ende alles in einer Stunde zusammenfassen, denn so viel Zeit hat er dann schließlich für die Präsentation vor dem Gutachter-Gremium. Es gibt aber auch kleinere Games, die man schon in vier Stunden durchgespielt hat. Vier oder 80 Stunden, ob der kurze Titel für den Sichter Glück ist, das ist relativ. Denn in jedem Tester steckt trotzdem immer noch ein Spieler und der hat auch bei 80 Stunden Spaß, wenn der Titel gut ist. Wichtig ist aber, dass man beim Testen auf die Jugendschutz-Aspekte achtet und da machen die Sichter dann auch schon einmal die absurdesten Experimente wie, was passiert wenn ich den vom höchsten Dach schmeiße oder gibt es ein Achievement, wenn man vorwärts und rückwärts über eine Person fährt? „Hier haben wir einige der besten Spieler,“, betont Marek, „die Sachen sehen, die im Youtube-Video erst einen Monat nach dem Release auftauchen. Die durchleuchten die Spiele schon sehr genau und das ist ja eben ihre Aufgabe.“ Das heißt dann oft genug auch Nachtarbeit. „Dann sitzen die hier und zocken ihre Horrorspiele“ erklärt Marek verschmitzt, „dann kommt der nächste, fasst ihm auf die Schulter und der Tester geht an die Decke. Das hatten wir auch schon.“ Ziel des stundenlanges Testens ist zunächst ein Prüfbericht. Hier hält der Sichter auf zwei Seiten seine Eindrücke zur Story, zum Gameplay sowie zu für den Jugendschutz relevanten Aspekten fest. Eine Grafik verdeutlicht zudem die Verteilung der Anteile von Gewalt, Rätsel oder Sprache im Spiel. Aber einen Vorschlag für die Einstufung macht der Sichter nicht.
Der Tag der Entscheidung
Jeweils Dienstag und Mittwoch stehen 10 bis 20 Prüfungsberatungen an. Dann müssen die Tester das Ergebnis ihres Tests vier Sachverständigen und einem staatlichen Vertreter präsentieren. Sie zeigen ihnen das Intro, ein mögliches Tutorial und präsentieren mindestens eine Mission aus dem Spiel. Dabei müssen sie gleichzeitig spielen, die wichtigsten Aspekte des Gameplays erklären und Fragen beantworten. Da kommen dann Fragen wie, kann man auf am Boden liegende Personen schießen oder kann man die Hühner wegtreten? Was ist das Schlimmste, was der Charakter sagen kann? Die Gutacher sehen das ganze Geschehen auf ihren eigenen Monitoren, manchmal spielen sie auch selbst mit. Das kommt zwar selten vor, aber das gibt es vor allem bei Rennspielen oder Beat ´em ups. Der Sichter beendet die Präsentation dann meistens mit einem spektakulären Bosskampf oder mit dem Multiplayer-Modus und anschließend beginnt die Beratung im Gremium. Anhand des schriftlichen Berichts und der Präsentation müssen sie nun die Alterseinstufung festlegen. „Das sind anstrengende Tage“, sagt Marek, „aber wir bemühen uns zu mischen, damit die Berater nicht drei Rennspiele oder sechs Shooter hintereinander sehen müssen.“ Kommt das Gremium zu keinem eindeutigen Ergebnis oder legt der staatliche Vertreter sein Veto ein, dann muss das Prüfverfahren noch einmal wiederholt werden und es kommt zu einem neuen Prüftermin mit einem Gremium aus anderen Sachverständigen. „Doch das geschieht nur in zwei Prozent der Fälle“, versichert Felix Falk und „dabei halten sich die Einsprüche der Staatlichen Vertreter mit denen der Publisher die Waage .“
Wie wird man Spieletester?
Derzeit sind alle acht Stellen für die Sichter besetzt. Zwei von ihnen sind junge Frauen und wenn es nach Marek geht, dann könnte sich der Anteil ruhig noch weiter erhöhen. Jeder junge Erwachsene kann sich natürlich selbst bei der USK bewerben. Von Zeit zu Zeit gibt es auch Ausschreibungen in Fachzeitschriften oder Foren im Internet. Was muss ein Sichter für die USK eigentlich mitbringen? „Er muss natürlich mindestens 18 Jahre alt und loyal sein. Er muss gute Deutschkenntnisse haben und auch die englische Sprache beherrschen“, umreißt Marek einen Teil der Anforderungen. „Er sollte aber auch gut koordinieren können, eine komplexe Präsentation beherrschen und vor allem muss er verschwiegen sein.“ Natürlich, die Games landen teilweise lange vor ihrer Veröffentlichung im Testraum. Während die Fachpresse noch orakelt wie sich der kommende Hit wohl spielen wird, haben die Sichter schon längst ihre Finger am Controller. Aber sie dürfen keinem davon berichten, denn ansonsten wäre ihre Arbeit bei der USK sofort beendet. Ganz schön schwierig. Bewerber gibt es trotzdem immer sehr viel. Den ganzen Tag spielen zu dürfen, wer wünscht sich das nicht. „Viele von uns hätten den Job auch umsonst gemacht“, erzählt Marek, „schon wegen des Gefühls zocken, zocken, zocken mit Spielen, der erst noch auf den Markt kommen werden“. Die Bewerbungen kommen aus ganz Deutschland, aber wenn es geklappt hat, dann muss man mit seinem Koffer schon nach Berlin, weil man tagelang im Testraum sitzt. Denn nicht nur die Informationen, erst recht keine Spieltitel verlassen die Räume der USK.
Hat ein Sichter auch einmal Urlaub?
„Wir sind da relativ unabhängig“, sagt Tester Paul, „wir können also nicht gezwungen werden, in der nächsten Woche drei Titel zu machen.“ „In gemeinsamen Besprechungen oder auch per Smartphone planen wir die zukünftige Arbeit“, erklärt Marek, „wenn einer der Sichter mal ein paar Tage frei haben will oder er vor einer wichtigen Klausur steht und deshalb Zeit braucht, dann können wir das so organisieren. Die Sichter tragen dann in den Kalender ein, dass Paul beispielsweise 3 Titel nimmt, Katha keinen, Felix bitte nur einen kleinen. Und danach müssen wir planen. Wir wollen natürlich nicht, dass sie ausgepowert in der Ecke liegen.“ Die Arbeit eines Sichters ist ehrenamtlich. Die meisten von ihnen sind Studenten. Mit ihrer Arbeit für die USK können sie nicht reich werden. Aber sie erhalten eine kleine Aufwandsentschädigung von rund 40 Euro pro Spieletest. „Egal, denn die Arbeit macht Spaß“, versichert der Spieletester Paul. „Wer hat sonst schon die Möglichkeit Games zu spielen, die bisher noch keiner kennt.“ Gut, manchmal wird von den Publishern auch schon ein Spielverderber vorgelegt, bei dem sich die Arbeit quälend hinzieht. Aber das ist halt so wie im richtigen Leben, in einer Kiste Orangen steckt auch mal eine angefaulte.
Fazit: USK-Spieletester zu sein, das ist eine anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe. Die Alterseinstufung ist nicht nur für die Industrie und den Abverkauf wichtig, sondern gerade in Deutschland auch für den Jugendschutz der Spieler. Allerdings ist die Herangehensweise eine völlig andere als beim klassischen Spiele-Redakteur: Nicht der Spielspaß, technische Faktoren, die Story und das Gameplay stehen im Vordergrund, sondern vor allem Kriterien des Jugendschutzes, damit das Prüfungsgremium entscheiden kann, in welche Alterskategorie ein Titel gehört.
USK
Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) sorgt als Institution der Computerspielverbände dafür, dass eine laut Jugendschutzgesetz erforderliche Alterskennzeichnung für Videospiele durch ein Gremium aus Jugendsachverständigen und staatlichen Vertretern erfolgen kann. Die USK hat seit ihrer Gründung im Jahr 1994 bei über 30.000 Titeln eine Prüfung durchgeführt. In den Berliner Büros arbeiten 11 feste Mitarbeiter und acht Spieletester. Für die Prüferfahren werden 56 Jugendschutz-Sachverständige und zwei staatliche Vertreter hinzugezogen. Die Sachverständigen werden durch einen Beirat aus Vertreterinnen und Vertretern der Kirchen und Medienpädagogik, des Bundesfamilienministeriums, der Landesjugendbehörden, der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPJM), der Jugendorganisationen, der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) sowie der Computerspielwirtschaft bestimmt. Träger der USK ist die „Freiwillige Selbstkontrolle Unterhaltungssoftware GmbH“. Die gemeinnützige GmbH wird von der Spielewirtschaft durch Prüfgebühren für die eingereichten Spiele finanziert.
Felix Falk über die USK
Wie viele Spiele testet die USK in einem Jahr?
Insgesamt gibt es ungefähr 2.800 Verfahren in einem Jahr. Zieht man davon die Trailer, die Heft-CDs sowie die Titel-Dopplungen für unterschiedliche Konsolen ab, dann sind das zirka 1.0300 Computerspiele in einem Jahr, die hier ein Testverfahren durchlaufen. Insgesamt haben seit 1994 über 3.0000 Titel nach einem Prüfverfahren eine Alterseinstufung bekommen.
Wie hoch ist die Anzahl abgelehnter Games?
in 2011 bekamen 0,5 Prozent der eingereichten Spiele keine Kennzeichnung., Das entspricht weniger als 10 Spielen Die Kennzeichnung „ab 18“ bekamen 6,2 Prozent der Spiele.
Haben Publisher, Politik oder BPJM schon Druck auf die USK ausgeübt?
Vor einigen Jahren war der Druck zum Teil sehr stark. Als Selbstkontrolle sind wir eine Art Puffer zwischen der Spieleindustrie und den Staatlichen Institutionen des Jugendschutzes. Beide Seiten stehen voll und ganz hinter dem System, auch wenn es vorkommt, dass eine Seite mal sagt, wir sind es gäbe zu viel Jugendschutz, während die andere meint, es sei vielleicht zu wenig. Ich finde das ist im Zweifel aber eher eine Bestätigung für die Ausgewogenheit und zeigt, dass das System im Grunde sehr gut funktioniert.
Ist die Alterskontrolle im Handel Ihrer Meinung nach wirksam?
Nach unserer Wahrnehmung klappt die Kontrolle in der Fläche gut. Die großen Märkte wie Saturn oder Media Markt achten sehr darauf, dass Ausweise kontrolliert werden. Ob es in jedem kleinen Laden um die Ecke auch so funktioniert ist schwer zu sagen. Darauf müssen die örtlichen Ordnungsämter achten, die bei Verstößen gegen die Händler hohe Geldstrafen verhängen können.
Inzwischen werden auch Online-Angebote durch die USK geprüft, mit großer Resonanz?
Die Online-Prüfung basiert auf einem anderen Gesetz und ist rein freiwillig. Derzeit haben wir viel mit der grundlegenden Beratung der Unternehmen zu tun, da noch viele Fragen offen sind. Aber wir freuen uns, dass das Interesse der Anbieter, Ungewissheiten beim Jugendschutz zu beseitigen, da ist.
Warum gibt es zwischen den USK- und den im anderen Europa üblichen PEGI-Wertungen manchmal große Unterschiede?
Grund dafür ist nicht nur unser spezifisches Jugendschutzgesetz gerade im Bereich „18“ und Indizierung. Hierzulande sind die USK-Kennzeichen für den Handel bindend. Die PEGI-Wertung ist nur eine Empfehlung. Außerdem gibt es sehr unterschiedliche Kriterien. Bei uns werden beispielsweise Gewalt und Kriegsthematik anders bewertet als im Rest von Europa oder auch den USA. Dafür sind bei uns sexuelle Anspielungen oder Kraftausdrücke nicht so große Themen wie bei PEGI.
Steckbrief:
Felix Falk wurde am 31. Juli 1979 in Wismar geboren. Er studierte Musikwissenschaft, Politikwissenschaft sowie Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Liverpool und Berlin. Von 2004 bis 2009 leitete er das Büro der Vorsitzenden des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag. Seit November 2009 ist Felix Falk Geschäftsführer der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Im Nebenberuf ist er als Saxophonist aktiv.
Testerchef Marek Brunner
Was muss ein Spieletester für den Job mitbringen?
Ein Sichter muss natürlich erwachsen sein. Er muss loyal, vor allem verschwiegen sein und sich sehr gut im Gamesbereich gut auskennen. Was wir nicht brauchen, sind Hardcore-Gamer, die nächtelang immer nur das eine Genre spielen wollen. Bei uns zählt Vielseitigkeit.
Gibt es Richtlinien, die bei einem Test beachtet werden müssen?
Natürlich müssen die Tester ihre Einschätzungen nach bestimmten Kategorien treffen. Dafür haben wir unsere „Sichterbibel“, in der unter anderem festgelegt ist, wie welches Genre zu sichten ist. Zum Beispiel, ob man auf Zivilisten schießen, Rot-Kreuz-Zelte abbrennen oder ob man mit einem Wagen über Menschen fahren kann. Alle unsere Erfahrung sind hier eingeflossen, so dass sich zu jedem Genre 4 bis 10 Punkte ergeben, worauf man ein besonderes Augenmerk haben sollte.
Können Publisher tricksen, um ihren Titel durchzubringen?
Theoretisch schon, aber im Endeffekt haben sie nichts davon. Denn nach der Veröffentlichung gibt es viele Testberichte und Testvideos im Web, die alles zeigen. Eine Trickserei würde ihnen dann doch Probleme bringen. Die Anbieter haben wenig Interesse, dass sie ihr Spiel wegen einer falschen Altersangabe wieder komplett vom Markt nehmen müssen. Deshalb müssen uns die Publisher auf problematische Stellen aufmerksam machen.
Hat man in der Freizeit auch noch Lust auf Spiele?
Aber na klar. Nur manchmal ertappt sich man sich dabei, dass man anders spielt als der übliche Spieler. Wie bei einer Berufskrankheit achtet man auf alle Details.
Steckbrief:
Marek Brunner wurde 1975 in Potsdam geboren. Er ist Diplom-Medieninformatiker und wurde 1994 der erste Spieletester der USK. 2003 übernahm er die Leitung des gesamten Testbereichs. Zu seinen Aufgaben gehören die Koordination des Bereichs, die technische Vorbereitung der Spiele, die Einarbeitung und Auswahl der Sichter und die Qualitätssicherung der Spielpräsentationen. (Games-Guide, März 2012)
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